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Die Psychologie der UX: Teil 2 der Vertiefung in den Schlüsselfaktoren

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Nachdem im vorherigen Blogbeitrag bereits fünf entscheidende psychologische Prinzipien im UX Design erkundet wurden, tauchen wir nun tiefer in die Welt der User Experience ein. In diesem zweiten Teil der Serie werfen wir einen genaueren Blick auf den Primacy Effect, Jakob’s Law, das Gesetz der Ähnlichkeit, Miller’s Law und die Bedeutung von Balance im UX Design.

Diese Prinzipien sind keine bloßen Theorien, sondern bewährte Leitlinien, die uns Designer:innen helfen, eine nahtlose und ansprechende Benutzererfahrung zu gestalten. In diesem Blogbeitrag geben wir Ihnen einen Einblick, wie diese Faktoren die Wahrnehmung und Interaktion von Nutzer:innen beeinflussen und wie Sie Ihr User Interface Design durch die geschickte Integration psychologischer Erkenntnisse auf ein neues Level heben können.

Primäreffekt – der Einfluss des ersten Eindrucks

Blogbeitrag-PM-Primäreffekt

Der Primacy-Effekt, auch bekannt als Primäreffekt, beschreibt das Phänomen, dass Menschen dazu neigen, sich besser an die ersten Informationen zu erinnern, die sie präsentiert bekommen. Dieser psychologische Faktor spielt auch im UX Design eine entscheidende Rolle, da der erste Eindruck einer Website oder einer App oft darüber entscheidet, wie Nutzer:innen das gesamte Erlebnis wahrnehmen.

Nehmen wir an, ein Onlinehändler präsentiert auf der Startseite seines Shops verschiedene Kategorien von Produkten. Diejenigen, die an erster Stelle erscheinen, profitieren vom Primäreffekt, da sie die erste Aufmerksamkeit der Nutzerin oder des Nutzers auf sich ziehen. Dies kann dazu führen, dass diese Produkte häufiger ausgewählt werden, unabhängig von ihrer tatsächlichen Beliebtheit oder Relevanz.

Um den Primäreffekt gezielt zu nutzen und die Benutzererfahrung zu optimieren, passen viele Onlineshops daher regelmäßig die Platzierung ihrer Produkte an. Indem sie besonders wichtige oder beworbene Artikel an die erste Stelle setzen, stellen sie sicher, dass diese vom Primäreffekt profitieren und die Wahrscheinlichkeit eines Kaufs erhöht wird. Eine kluge Anwendung des Primäreffekts in der Produktplatzierung ist somit eine bewährte Strategie, um die Konversionsrate zu steigern und die Zufriedenheit der Nutzer:innen zu fördern.

Durch die gezielte Wiederholung von Schlüsselinformationen an verschiedenen Stellen innerhalb einer Website oder App verstärken Designer:innen den positiven Effekt des Primäreffekts. Dies kann durch klare Call-to-Action-Elemente, auffällige visuelle Hinweise oder kurze Zusammenfassungen geschehen. So bleibt nicht nur der erste Eindruck positiv, sondern auch die wichtigen Informationen verankern sich nachhaltig im Gedächtnis der Nutzer:innen, was die Gesamterfahrung verbessert und die Wahrscheinlichkeit einer gewünschten Aktion, wie dem Kauf eines Produkts, erhöht.

Jakob’s Law – das Vertraute als Schlüssel zur Benutzerfreundlichkeit

Blogbeitrag-PM-Joakobs-Law

Jakob’s Law, benannt nach dem renommierten Usability-Experten Jakob Nielsen, besagt, dass Benutzer:innen erwarten, dass eine Website oder eine Anwendung funktionell und gestalterisch den Konventionen entspricht, die sie bereits von anderen Websites oder Anwendungen kennen. Mit anderen Worten: Das Vertraute ist benutzerfreundlich.

Ein einfaches Beispiel, das Jakob’s Law veranschaulicht, ist die Navigation auf Webseiten. Die meisten Websites positionieren ihre Hauptnavigation am oberen Rand der Seite, wobei das Unternehmenslogo in der Regel am linken Rand platziert wird. Wenn eine Website diese Konvention bricht und die Navigation an unerwarteter Stelle platziert, kann dies die Benutzererfahrung beeinträchtigen, da die Nutzer:innen möglicherweise Schwierigkeiten haben, sich zurechtzufinden. Wenn Sie hingegen das erwartete Muster verwenden, fühlt sich die Website für die Benutzer:innen intuitiver und vertrauter an.

Das Gesetz verdeutlicht, dass Designer:innen nicht nur innovative Elemente einbringen sollten, sondern auch bewährte Standards berücksichtigen müssen. Durch die Einhaltung dieser Konventionen können wir als Designer:innen die Lernkurve für Nutzer:innen minimieren und eine nahtlose Interaktion fördern. In der Anwendung von Jakob’s Law liegt die Schlüsselbotschaft: Das Vertraute zu nutzen, ist entscheidend für eine erfolgreiche Benutzererfahrung.

Gesetz der Ähnlichkeit – Ein Blick auf Muster und Identifikation

Blogartikel-PM-Gesetz-der-Ähnlichkeit

Das Gesetz der Ähnlichkeit ist ein fundamentales Konzept in der visuellen Wahrnehmung, das besagt, dass Menschen dazu neigen, Elemente mit ähnlichen Eigenschaften als zusammengehörig oder in einer Gruppe befindlich zu interpretieren. Im Kontext des UX Designs bedeutet dies, dass visuell ähnliche Elemente von Nutzer:innen als zusammengehörig wahrgenommen werden, unabhängig von ihrer tatsächlichen funktionalen Verbindung.

Ein einfaches Beispiel verdeutlicht dies besonders anschaulich: Stellen Sie sich eine Gruppe von gleichförmigen, gleichfarbigen Quadraten vor. Nutzer:innen werden wahrscheinlich diese Formen als eine homogene Gruppe betrachten. Doch hier kommt die Kraft des Gesetzes der Ähnlichkeit ins Spiel. Sobald einige der Quadrate mit einer anderen Farbe markiert werden, werden sie als separate Gruppierung wahrgenommen. Dieser subtile Farbunterschied hebt die markierten Quadrate hervor und durchbricht die Ähnlichkeit, wodurch zwei Gruppen entstehen.

Wie kann dieses Prinzip in der praktischen Gestaltung von UX-Elementen wie Buttons, Labels oder Text-Hierarchien genutzt werden? Stellen Sie sich beispielsweise eine Liste von Produkten vor, bei denen die Artikelnamen in gleichförmigen Textblöcken dargestellt werden. Durch die Anwendung des Gesetzes der Ähnlichkeit könnten die Artikel, die zu einer bestimmten Kategorie gehören, durch eine gemeinsame Farbe oder Form hervorgehoben werden. Dadurch entsteht eine intuitive visuelle Gruppierung, die Nutzer:innen beim Scannen der Seite sofort klare Informationen liefert.

Das Gesetz der Ähnlichkeit eröffnet Designer:innen somit eine Vielzahl von Möglichkeiten, um die Nutzerführung zu optimieren und die Bedienung von Websites oder Anwendungen intuitiver zu gestalten.

Miller’s Law – Die Magische Zahl Sieben (Plus-Minus-Zwei)

Blogartikel-PM-Millers-Law

Miller’s Law, formuliert von George A. Miller, basiert auf der Erkenntnis, dass die menschliche kognitive Kapazität begrenzt ist und Menschen im Durchschnitt nur etwa sieben (plus-minus zwei) Informationen gleichzeitig verarbeiten können. Diese Zahl geht auf Millers berühmtes Paper “The Magical Number Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information” aus dem Jahr 1956 zurück. In diesem Paper argumentierte Miller, dass die Zahl sieben aufgrund von empirischen Studien und Beobachtungen als eine effektive Grenze für die Informationsverarbeitung im Arbeitsgedächtnis des Menschen identifiziert wurde.

Ein anschauliches Beispiel für die Anwendung von Miller’s Law im UX Design findet sich häufig in der Gestaltung von Navigationselementen auf Websites. Durch die Beschränkung auf etwa sieben Hauptmenüpunkte, basierend auf Millers Erkenntnissen, ermöglicht es Miller’s Law den Nutzer:innen, Informationen effizienter aufzunehmen und zu verarbeiten. Ein Menü mit zu vielen Optionen könnte dazu führen, dass die Benutzer:innen überfordert werden und Schwierigkeiten beim Finden der gewünschten Informationen haben. 

Indem wir als Designer:innen die magische Zahl sieben berücksichtigen, schaffen wir eine benutzerfreundlichere Umgebung, die die kognitive Last verringert und die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Nutzer:innen die Website effektiv durchsuchen. So zeigt sich, wie das Verständnis von Miller’s Law dazu beitragen kann, das Nutzererlebnis zu optimieren und die Usability einer Website zu steigern.

Der Einfluss von Balance im UX Design

Blogartikel-PM-Balance-im-UX-Design

Im Bereich des UX Designs spielt Balance eine zentrale Rolle, da sie das visuelle Gleichgewicht einer Benutzeroberfläche beeinflusst. Eine ausgewogene Gestaltung führt dazu, dass Nutzer:innen intuitiv und angenehm durch die Website oder Anwendung navigieren können. Dabei sind drei grundlegende Arten von Balance entscheidend: Symmetrie, Asymmetrie und radiale Balance.

Symmetrie

Ein anschauliches Beispiel für symmetrische Balance findet sich häufig auf E-Commerce-Websites, insbesondere auf den Startseiten von Online-Shops. Betrachten Sie beispielsweise eine Mode-Website, bei der das Logo in der Mitte platziert ist und symmetrisch gestaltete Produktkategorien, wie “Damen” und “Herren”, auf beiden Seiten angeordnet sind. Diese symmetrische Anordnung schafft nicht nur ein Gefühl der Stabilität, sondern erleichtert es den Nutzer:innen auch, die verschiedenen Abschnitte der Website intuitiv zu erkunden.

Asymmetrie

Im Gegensatz dazu, kann asymmetrische Balance auf einer News-Website zu finden sein. Stellen Sie sich vor, auf der Startseite sind größere Nachrichtenüberschriften und Bilder auf der linken Seite platziert, während auf der rechten Seite mehrere kleinere Schlagzeilen und Links zu weiteren Artikeln erscheinen. Diese asymmetrische Anordnung erzeugt ein dynamisches Layout, das den Blick lenkt und gleichzeitig eine ausgewogene Gesamtwirkung beibehält.

Radiale Balance

Radiale Balance entsteht um einen zentralen Punkt herum, wobei visuelle Elemente gleichmäßig auf einem Kreis oder einer Spirale angeordnet sind. Dies schafft einen Fokus auf das Zentrum und erzeugt eine organische Harmonie. Ein Beispiel hierfür findet sich oft in Menüs von mobilen Apps, bei denen Optionen rund um einen zentralen Punkt angeordnet sind, um eine gleichmäßige Verteilung und leicht verständliche Navigation zu gewährleisten.

Insgesamt spielt die geschickte Anwendung von Symmetrie, Asymmetrie und radialer Balance eine entscheidende Rolle dabei, ein visuell ansprechendes und zugleich benutzerfreundliches Design zu schaffen. Entwürfe sollten also mit Bedacht gestaltet werden, um ein harmonisches Gleichgewicht zu erreichen, das die Nutzererfahrung positiv beeinflusst.

Schlussfolgerung – Psychologische Prinzipien als Designhebel

In der Auseinandersetzung der psychologischen Schlüsselfaktoren im UX Design wird deutlich, dass das Verständnis der menschlichen Wahrnehmung und Verhaltensmuster unerlässlich ist, um herausragende Benutzererfahrungen zu schaffen. Vom Primacy Effekt über Jakob’s Law bis hin zum Gesetz der Ähnlichkeit und Miller’s Law wird klar, dass diese Prinzipien mehr als bloße Theorien sind – sie sind Wegweiser für uns Designer:innen.

Die Bedeutung von Balance im UX Design hebt sich als besonders kritisch hervor. Symmetrie, Asymmetrie und radiale Balance beeinflussen maßgeblich die visuelle Ästhetik und die intuitive Benutzerinteraktion. Ein Blick in Anwendungsbereiche, wie auf E-Commerce-Websites oder News-Plattformen, verdeutlicht, wie geschickte Balance das Nutzererlebnis prägt.

In der praktischen Umsetzung dieser Erkenntnisse liegt die Schlüsselbotschaft: Design ist nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch funktional. Die bewusste Anwendung von psychologischen Prinzipien, kombiniert mit einer ausgewogenen Gestaltung, ermöglicht es uns, nicht nur den Primäreffekt zu nutzen, sondern auch die Erwartungen der Nutzer:innen zu erfüllen und ihre Interaktion mit digitalen Produkten nahtlos zu gestalten. Auf dieser Reise durch die Psyche der Nutzer:innen erkennen Designer:innen, dass die Kunst der Balance nicht nur ein visuelles Konzept, sondern ein Schlüssel zur Schaffung herausragender Benutzererlebnisse ist.


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